Projektvorhaben „Hans Jonas Biographie“ von PD Dr. Jürgen Nielsen-Sikora
Mit der Biografie über Hans Jonas werden drei Ziele verfolgt. Es soll a) das Leben des Philosophen Hans Jonas erforscht, b) in zeithistorische Kontexte eingebettet und c) zu seinem Werk in Beziehung gesetzt werden.
Auf Grund der vorangeschrittenen Edition der Kritischen Gesamtausgabe (KGA), die seit 2003 entsteht, haben sich in Bezug auf Leben und Werk von Hans Jonas sowohl neue Kontexte als auch offene Fragen ergeben. Insbesondere die unzähligen, noch unveröffentlichten Briefe, aber auch die Edition der erstmals publizierten Vorlesungen von Hans Jonas enthalten so viele bis dato unbekannte Hinweise zum Leben und Bezüge zu anderen namenhaften Wissenschaftlern, die es biografisch aufzuarbeiten gilt.
Der Schriftverkehr, den Jonas mit der akademischen Welt des 20. Jahrhunderts führte, bildet eine wesentliche Säule des gesamten Nachlasses und gibt Auskunft über die Beziehungen und Denk-Stationen, die Jonas im Laufe seines Lebens durchlief. Die Briefe und persönlichen Statements lassen nicht nur die historischen Kontexte, in denen Jonas seine philosophischen Texte schrieb, hervortreten, sie sind darüber hinaus eine unverzichtbare Quelle für das Verständnis seines Werks.
Bis heute ist die große Anzahl an Briefen und Korrespondenzen jedoch nicht kritisch gesichtet und aufbereitet worden, die Hans Jonas mit Geistesgrößen aus Deutschland, Europa, den USA und Israel gewechselt hat. Bei der innerhalb der Kritischen Gesamtausgabe geplanten Edition steht naturgemäß die wissenschaftliche Werkpräsentation im Zentrum, ein biografischer Zugriff erscheint lediglich als deren Hintergrund. Die Biografie soll hingegen entlang von Briefverkehr, Werk und geschichtlichem Bezugsrahmen das Leben von Hans Jonas aufarbeiten.
Auf Grund des Umfangs und der Thematiken ist der Schriftverkehr von Hans Jonas von besonderer Forschungsrelevanz. Ohne die biografische und zeithistorische Zuordnung bleibt er jedoch weitestgehend unverständlich. Denn in den Korrespondenzen enthalten sind nicht zuletzt wichtige Adnoten zu seinen Forschungsideen, die es in Beziehung zu setzen gilt. Zwar geben viele Briefe erste Einblicke in die persönlichen Kontexte, in denen seine Forschungsfragen standen, diese müssen allerdings wissenschaftlich nachvollziehbar aufbereitet werden. Die interdisziplinäre Korrespondenz schlägt zudem eine Brücke zwischen den Fächern, in denen Jonas geforscht hat. Zeugnis einer transatlantischen Freundschaft der Intellektuellen und zeithistorisches Dokument zugleich wird der Briefwechsel auf die oben genannten Aspekte hin analysiert.